Panther, Fire-Profi, Welt- und Europameister und Olympionike verstirbt mir nur 37 Jahren
Düsseldorf, 30. Oktober 2020 – Er war ein großartiger, vielseitiger Athlet, ein ungeheuer freundlicher, liebenswerter, stets optimistischer und dem Leben zugewandter Mensch: Die deutsche, nein die europäische Sportwelt und mit ihr vor allem auch die Düsseldorf Panther trauert um Richard Adjei. Mit gerade einmal 37 Jahren ist Richy im 26. Oktober 2020 an einem Herzinfarkt verstorben. Allen, die ihn kannten, mochten und schätzten, ja liebten, wird es in ihrer Trauer ein kleiner Trost sein, dass er im Kreise seiner Familie, seiner Frau und seines Bruders Jason starb. „Seine Frau hat ihm alle Liebe dieser Welt mit auf seinen letzten Weg gegeben“, schrieb Jason auf Facebook. „Wir danken euch für eure Anteilnahme. Denkt bitte an seine Kinder und Frau. Trauert mit uns im Stillen mit.“ Wir, die Düsseldorf Panther, sind zutiefst dankbar, diesen tollen Menschen kennengelernt und eine gewisse – leider viel zu kurze – Zeit mit ihm verbracht zu haben.
Im Jahre 2001, also erst im ‚hohen Beginner-Alter‘ von 18 Jahren, kam Richy zum Football, zu den Panthern. Der damalige Jugendtrainer Steffen Breuer erkannte und förderte sofort das außerordentliche Talent des Sohns eines ghanaischen Vaters und einer deutschen Mutter. Schon 2002 und 2003 schaffte Adjei als Outside Linebacker den Sprung in die deutsche Jugendauswahl und sogar ins Team Europe, das an den Global Junior Championships im Vorprogramm des Superbowls teilnahm. Der heute prominenteste Mitspieler sowohl in Düsseldorf als auch in der europäischen Auswahl in New Orleans (2002) bzw. in San Diego (2003) war Sebastian Vollmer, später zweimaliger Superbowl-Champion mit den New England Patriots Auch Richy schaffte – wenn auch eine Nummer kleiner – nach weiteren Topleistungen bei den Panthern und im deutschen Nationalteam den Sprung in den Profisport.
Von 2004 bis 2006 spielte er bei Rhein Fire in der NFL Europe. Sowohl bei den ‚Fire-Festtagen‘ vor häufig mehr als 30.000 Zuschauern in der Düsseldorfer Arena als auch in seiner vierten NFLE-Saison bei Berlin Thunder 2007 avancierte der immer gutgelaunte Richy mit seiner offenen, rheinisch-freundlichen Art zum absoluten Liebling der Fans, seiner Mitspieler und nicht zuletzt aufgrund seiner professionell-vorbildlichen Arbeitseinstellung auch seiner Coaches. In den Spielpausen der Profis war es ihm immer ein Anliegen, seinen Stammverein zu unterstützen, seine Erfahrungen an seine meist jüngeren Mit-Panther weiterzugeben.
2008 bestritt er in der GFL 2 unter Trainer Martin Hanselmann seine letzte Saison im Trikot der Raubkatzen – der 1,90 Meter große und 106 kg schwere Modellathlet war nämlich noch bei Berlin Thunder für den Wintersport entdeckt worden. Bobsport-Legende Christoph Langen hatte unter den deutschen Akteuren in der mittlerweile als NFL Europa firmierenden Liga nach schnellen und kräftigen Talenten gesucht – und hatte Richard gerfunden. Der wurde plötzlich als Mitglied der Sportfördergruppe der Bundeswehr ‚Sportsoldat‘ und als Anschieber Bob-Profi und Mitglied im Berchtesgadener Team von Manuel Machata. Gemeinsam mit Machata wurde er in der Saison 2008/09 Vize-Juniorenweltmeister sowie Europacup-Gesamtsieger. In der Saison 2009/10 wechselte er zwischenzeitlich in die Crew von Thomas Florschütz, mit dessen Team er bei der EM Bronze holte. Bei den Olympischen Winterspielen 2010 in Vancouver errang das Duo Florschütz/Adjei im Zweierbob die Silbermedaille und belegte im Viererbob Platz 4. Ein Jahr später wurde Richy wieder mit Machata Europameister sowie Weltmeister im Viererbob.
„Als Sportler will man immer gewinnen. Wenn es dann aber passiert, dann ist das wow, einfach wow“, beschrieb er seine Erfolge im Bobschlitten. Auch bei den Bobsportlern hinterließ er bleibende Eindrücke. Zum einen ganz schlicht, weil er der erste Top-Athlet seiner Disziplin mit dunkler Hautfarbe war (sein prägnanter Lieblingsspruch: „Ich habe „Augenfarbe braun und Hautfarbe braun.“). Zum andern, weil seine Vergangenheit als Footballer vor allem im Mannschaftsgeist überdeutlich wurde. „Er hatte ein einzigartiges Verständnis vom Zusammenhalt im Team und davon, wie sich Kollegen gegenseitig unterstützen, motivieren und anspornen“, erinnert sich sein Pilot Thomas Florschütz. „Er hat uns auf seine Art als Mannschaft besser gemacht.“
Sein außerordentliches sportliches Multitalent bewies er quasi nebenbei unter anderem auch beim Handball: Auf Nachfrage eines Freundes half Richard als Abwehrrecke mit Erfolg beim niederrheinischen Verbandsligisten TSV Kaldenkirchen aus. Trotz dieses Abstechers im Frühjahr 2010 blieb der Bobsport aber bis nach den Olympischen Spielen in Sotschi 2014, die leider nicht optimal für ihn liefen, seine Domäne. Nach einer Fuß-OP war das Kapitel Wintersport für ihn beendet: Außer einer Rückkehr zum Football nahm er den Aufbau einer beruflichen Laufbahn in Angriff. In Heuchelheim bei Gießen betrieb Richard Adjei den Fitnessclub 360 Grad, in dem andere Topsportler, wie Handball-Europameister Steffen Fäth (damals HSG Wetzlar) aber auch Firmen- oder Freundesgruppen trainiert oder einfach fit gemacht werden. „Ich will etwas von meinem Erfolg zurückgeben“, sagte er dazu. „Sport muss immer einen Sinn machen. Ich trainiere nicht für dicke Arme.“ Aber warum hatte es ihn dazu nach Heuchelheim verschlagen? „Aus privaten Gründen“ sei er nach Mittelhessen gezogen, lautete die ebenso schlichte wie überzeugende Begründung.
Footballerisch verbrachte Richy die Saison 2014 in der höchsten deutschen Liga bei den Kiel Baltic Hurricanes, mit denen er am 6. Juli auf den Rasen des Panther-Geheges in Benrath zurückkehrte. Nach dem leicht herausgespielten 67:26-Erfolg der Wirbelwinde von der Ostsee erklärte e noch einmal ausdrücklich seine Verbundenheit zu Düsseldorf und den Panthern. „Ich bin und bleibe ‘ne äschte Düsseldorfer Jong“, sagte er wie immer freundlich lächelnd. Zur misslichen Situation seiner sportlichen Heimat (die Raubkatzen stiegen in der Saison 2014 sieglos aus der GFL ab) hatte er Trost parat: „Die Panther haben solch eine tolle Tradition und so eine fantastische Jugendarbeit Die werden nicht untergehen, sondern immer wieder aufstehen und weiter kämpfen.“ Zwei weitere Spielzeiten mischte Richard in der höchsten deutschen Spielklasse mit: 2015 und 2017 jagte er im Trikot der Marburg Mercenaries gegnerische Quarterbacks, stoppte Runningbacks und Tightends. Priorität hatte für ihn aber bis zuletzt seine kleine Familie und natürlich der Fitnessclub.
Die Düsseldorf Panther, ihre Spieler, alle Mitglieder und Fans werden Richard Adjei als tadellosen Sportsmann und vorbildlichen Menschen in Erinnerung behalten und ihm ein ehrendes Andenken bewahren.