Einige Tage liegen hinter dem letzten Saisonspiel der Panther. Zeit, mit dem Panther-Headcoach Deejay Anderson über die Saison zu sprechen.
Deejay – mit einigen Tagen Abstand: Bist du immer noch enttäuscht, dass die Panther nicht die GFL2 gewonnen haben oder freust du dich über das Erreichte?
Nein. Ich bin nicht enttäuscht, weil wir sehr weit gekommen sind. Wir haben uns meiner Meinung nach zum Team entwickelt und haben überwiegend sehr gut gespielt. Wir haben dafür sehr hart gearbeitet und dabei sehr viel Spaß gehabt. Das, was wir gegen Potsdam gesehen haben, hat man jede Woche in der GFL. Wir sind auf einigen Positionen einfach nicht so weit, um eine tragende Rolle in der GFL spielen zu können. Von daher werden wir das kommende Jahr nutzen um uns wirklich GFL- tauglich zu machen.
Ich erinnere mich an einen Tag im Winter, wo nur 22 Spieler zu einem Leistungstest erschienen waren. Wie schwer war diese Zeit für dich und woher hast Du die Kraft genommen immer weiter zu machen und an deine Ziele mit den Panthern zu glauben?
Ja. Die Trainingsbeteiligung war in der kalten Jahreszeit nicht wie erhofft. Zum Teil standen wir mit weniger als 20 Spielern beisammen. Anfang Februar haben wir ein Team-Meeting gehabt, bei dem ich angekündigt habe, dass ich das Training verlassen würde, wenn wir keine 25 Mann anwesend sind. Wir sind an dem darauffolgenden Wochenende zum Training erschienen und dort waren nur 23 Mann anwesend. Daraufhin habe ich den Coaches gesagt, dass wir die Halle verlassen sollen. Wir sind gegangen und haben an dem Wochenende keine Messages, Posts oder Anrufe der Spieler beantwortet.
Wie ist es dann weitergegangen?
Ab dem Punkt haben wir nicht mehr mit weniger als 30 Spielern trainiert. Wir sind sogar mit 45 Mann ins Camp gefahren. Es war mehr meine Erfahrung als Coach, dir es mir erlaubt hat in der Situation ruhig zu bleiben. Traditionell kommen viele Spieler erst zum Training, wenn die Ausrüstung angezogen wird. Wir haben unsere Ziele hochgesteckt und meine Message ans Team ist immer, dass wir nur das rauskriegen, was wir reinstecken. Es war mir in der Situation wichtig zu zeigen, dass wir kein Interesse daran hatten Bestandteil von einen Loosing-Programm zu sein und auch zu beweisen, dass wir nur da sein werden, wenn das Team zeigt, dass sie was anderes wollten als das, das bis dahin gelaufen ist. Wir werden dieses Jahr die Wintereinheiten anders gestalten, damit wir die Zeit, nutzen um wirklich besser zu werden. Wir hoffen natürlich darauf, dass wir den richtigen Fitnesspartner und Facilities finden, die im Programm vorgesehen sind.
Im Laufe der Vorbereitung stießen dann auch in McKoy, Toomer, Grad und Maynard die Amerikaner sowie der Franzose Coquin zum Team. Die Panther hatten schon lange nicht mehr so gute Import-Player…
Es war mir wichtig gute Leute zu holen, um ein Zeichen zu setzen, dass wir nach oben wollten. Über 100 Stunden Videomaterial haben Gary Spielbueher und ich im Vorfeld gesichtet.
Und das hat sich ja wirklich bezahlt gemacht – besteht eine Chance, dass sie 2018 wiederkommen?
Alle, außer Ox (Octavias McKoy) haben gesagt, dass sie wiederkommen wollen. Das Recruiting fängt erst im November richtig an. Bis dahin werden wir wissen, wie es bei den Jungs aussieht. Natürlich möchte ich sie alle wieder haben!
Wie geht es jetzt in den nächsten Wochen weiter?
Verträge von meinen Trainern und mir müssen verlängert werden. Danach kommen Einzelgespräche mit Spielern und Trainern. Wir werden die Winterplanung finalisieren und zeitnah eine Abschlussfeier durchführen. Danach geht um das Recruiting deutscher und europäischer Spieler. Auch Gespräche mit weiteren Trainern sind geplant.
Gibt es schon feste Termine?
Keine, die ich im Moment kommunizieren kann.
Ich möchte nochmal über den Saisonverlauf reden. Das erste Spiel in Potsdam ging mit 20:21 verloren. Ihr habt euch danach entschieden, auf den Offense-Coordinator Mike Sholars zu verzichten. Warum hat er nicht zu den Panthern gepasst?
Er war einfach nicht der Richtige. Es gab eine lange Liste von Beschwerden. Er kam ständig zu spät, war so gut wie nie vorbereitet und sein System war nicht auf unser Team zugeschnitten. Er hat ein gesperrtes Playbook verteilt, das die Spieler nicht ausdrucken durften. Die Plays von ihm waren wie ein Memory-Spiel mit keinem erkennbaren System dahinter. Durch ständige Erklärungen und Unstimmigkeiten wurde das Training sehr oft unterbrochen. Die Offense hat kaum Reps bekommen und die Defense hatte nix zu verteidigen. Er hat keine Gamepläne erstellt und während der Spiele kein Coaching auf der Sideline gemacht. Schlichtweg haben wir einfach mehr Professionalität von einem Vollzeit-Coach erwartet. Er hat sich viel mehr beschwert als geleistet.
Danach kam die Wende beim ersten Heimspiel gegen Rostock Griffins…
Ja. Wir haben das System gewechselt und die Jungs haben es auf Anhieb verstanden. Wir waren sofort in der Lage unsere Spielmacher besser ins Spiel zu bringen.
Das war sicher eine Erleichterung für alle Panther. Fiel es dann leichter das Team zu trainieren?
Nicht wirklich leichter. Ich war davor überall beim Training als Headcoach zu sehen und habe dafür gesorgt, dass die Intensität des Trainings hoch blieb. Als Offense Coordinator musste ich die meiste Zeit mit der Offense verbringen. Manchmal hat sich das bemerkbar gemacht, trotzdem fiel mir die Entscheidung nicht leicht. Ich musste allerdings sicherstellen, dass wir ein optimales Training anbieten. Mit Mike war das nicht möglich.
Über die ganze Saison hat sich dann der Zweikampf mit den Potsdam Royals herauskristallisiert. Als es dann zum entscheidenden Duell kam, haben gerade die Key-Player die entscheidenden Fehler gemacht. Warst du überrascht oder bist du im Nachhinein schlauer, dass die Panther noch nicht soweit waren?
Beides. Ich war auf jeden Fall überrascht, dass wir so viele unnötige Turnovers produziert haben. Dass es ausgerechnet die Leute waren, auf denen wir unser Spiel aufgebaut hatten, war definitiv überraschend. Die Lines und Skill Positions machen den Unterschied zwischen der ersten und der zweiter Liga aus. Potsdam war definitiv stärker als wir an diesem Spieltag. Wenn man bedenkt, dass alle Gegner in der ersten Liga solche Stärke aufweisen, bin ich mir sicher, dass wir noch was brauchen, damit wir in der GFL eine tragende Rolle spielen. Einfach dabei zu sein ist nicht unser Anspruch.
Ist es das, was die Panther 2018 ändern müssen, um erfolgreicher zu sein – auf den Lines und Skill Positionen besser werden?
Genau. Das hat Priorität. Knapp dahinter ist mehr Qualität in der Tiefe.
Was können die Panthern den Spielern bieten, die sich für sie interessieren? Wir haben ja in Köln, die erste Liga spielen, einen direkten Konkurrenten in der Nähe – und Langenfeld nicht zu vergessen.
Wir haben sicher einige sehr gute Mannschaften in unserer unmittelbaren Nähe. Was uns auszeichnet, sind das gute Coaching, unser Zusammenhalt und allgemein wie wir Football angehen. Wir arbeiten sehr hart und intensiv, aber wir vergessen nicht, dass Football auch Spaß machen muss.
Spaß machen die langen Auswärtsfahrten ja nicht gerade. Nun sind mit Bonn und Essen zwei NRW-Teams abgestiegen. Mit Solingen steht zwar ein Aufsteiger fast schon fest, aber zumindest eine lange Tour kommt für die Panther wohl hinzu. Nicht gut, oder?
Die langen Touren sind natürlich anstrengend aber in meinen Augen nicht wirklich schlimm. Wenn die Spiele entweder sehr spät oder am Sonntag angesetzt sind, finde ich es aber nicht so gut. Wir sind keine Profis und müssen in der Regel montags arbeiten oder in die Schule gehen. Tagestouren, morgens hin – abends zurück, halte ich den Spielern gegenüber für gefährlich. In der Regel reisen wir einem Tag vor dem Spiel an und übernachten dort dann auch. Unser Management versteht das und unterstützt uns dabei. Die Spieler zahlen weder für die Busfahrt noch für die Übernachtungskosten.
Was können die Fans von den Panthern in der nächsten Saison erwarten?
Eine Mannschaft, die besser ist als in diesem Jahr und hoffentlich ein Panther-Team, das sehr dominant ist und das sichtbar Spaß am Football hat. Im Grunde ein Team, auf das ganz Düsseldorf stolz sein kann. Vor allem möchte ich noch mehr Fans im Stadion sehen. Football in Düsseldorf sollte ein Erlebnis sein – ein „Must See”!
Danke für deine Zeit.
(Marco Block führte das Interview)